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Forderungen zum Thema Familie

Wenn Kinder da sind oder Angehörige pflegebedürftig werden, arbeiten Eltern meist Teilzeit oder bleiben ganz zu Hause. Dadurch sinkt ihr Familieneinkommen. Aber Kinder brauchen nicht nur Zeit, sie kosten auch viel Geld. Um das Armutsrisiko für Familien zu verringern, braucht es gezielte staatliche Maßnahmen.

Eltern, deren Einkommen für sie selbst, aber nicht mehr für ihre Kinder reicht, dürfen nicht länger auf Sozialhilfe angewiesen sein. Wir schlagen vor, dass Eltern zwischen einer einkommensabhängigen Kindergrundsicherung in Form des ausgebauten Kinderzuschlags und Arbeitslosengeld II wählen können. Der Kinderzuschlag darf nicht mit steigendem Einkommen abrupt abbrechen, sondern muss abgeschmolzen werden. Dadurch würde eine bedarfsabhängige Kindergrundsicherung bis in die untere Mittelschicht erreicht. Die Regelbedarfe im Arbeitslosengeld II, von denen arme Familien ihren Lebensunterhalt finanzieren, müssen bedarfsgerecht berechnet werden. Das heißt: Die Höhe des Regelbedarf muss sich wieder an dem orientieren, was die untersten 20 Prozent der Familien für den Lebensunterhalt ausgeben. Seit 2011 orientiert sich der Satz an den untersten 15 Prozent. Zu einer Senkung des Regelbedarfs führt auch die Tatsache, dass auch das Verbrauchsverhalten von „verdeckt armen Familien“ einberechnet wird. Diese könnten selbst Grundsicherung beziehen, tun dies aber zum Beispiel aus Scham nicht. Außerdem braucht es eine Flexibilitätsreserve im Regebedarf. Denn wenn mal wieder ein Geburtstag ansteht oder neue Winterschuhe fällig sind, wird es derzeit sehr eng. Die Leistungen sind so knapp bemessen, dass Familien dafür nicht an anderer Stelle sparen können.

Wenn Eltern schwer erkranken, geraten Familien an ihre Grenzen. Neben der Sorge um die Gesundheit von Vater oder Mutter muss der Alltag organisiert werden – denn das Familienleben läuft weiter. Nachbarn, Freunde und Verwandte können manche Lücke schließen, doch oft geht es nicht ohne die Hilfe eines Fachdienstes der Familienpflege. Schwer erkrankte Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder und ihr Haushalt durch eine von der Krankenkasse finanzierte Haushaltshilfe versorgt werden, bis sie wieder gesund sind. Das ist auch notwendig, damit der gesunde Elternteil seiner Erwerbsarbeit weiter nachgehen kann. 
 
Die Caritas fordert: 

  • Kranke Eltern brauchen einen Rechtsanspruch gegenüber ihrer Krankenkasse auf Hilfe – unabhängig davon, ob sie stationär, ambulant oder teilstationär behandelt werden. 
  • Kranke Eltern dürfen nicht zusätzlich durch bürokratische Hürden und Anträge beim Jugendamt belastet werden. 
  • Kranke Eltern haben einen Anspruch auf eine qualifizierte Hilfe, die sie so begleiten und unterstützen kann, wie es die Familiensituation erfordert.

Das beste Mittel gegen Armut ist eine Arbeit, die so bezahlt wird, dass Eltern und Kinder davon leben können. Das lässt sich aber schwer realisieren, wenn man alleine für Kinder Verantwortung trägt. Deswegen brauchen Ein-Eltern-Familien eine spezifische Unterstützung, die sie entlastet, vor Armut bewahrt und ihnen Perspektiven gibt. 
 
Alleinerziehende sind regelmäßig mit Belastungen und Risiken konfrontiert, die die Lebenszufriedenheit und die Teilhabechancen der Eltern und ihrer Kinder deutlich einschränken. Besonders betroffen sind alleinerziehende Mütter. Daher muss staatliche Politik mit gezielten Maßnahmen die Situation dieser Familien verbessern. 
 
Die Caritas fordert: 

  • Die Leistung der Alleinerziehenden muss gesellschaftlich anerkannt werden und darf kein Einstellungshindernis sein. 
  • Geschiedene Alleinerziehende müssen die Möglichkeit haben, auch nach dem 3. Lebensjahr eines Kindes hinaus Teilzeit zu arbeiten und dafür Unterhalt durch ihren ehemaligen Partner zu erhalten. 
  • Alleinerziehende müssen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch gute, flächendeckende und flexible Kinderbetreuung unterstützt werden. 
  • Neue Partnerschaften dürfen nicht durch die Regelungen im SGB II (Anrechnung von Partnereinkommen auf die Kinder) verhindert werden. 

Ständige Geldsorgen und Arbeitslosigkeit? Die Wohnung muss saniert werden und die älteste Tochter kommt nicht mehr nach Hause? Die Beziehung ist am Ende, das kleinste Kind chronisch krank? Wenn solche Probleme zusammenkommen, überfordert das die Kraft einer Familie. Sie braucht qualifizierte Hilfe und die Solidarität ihres Umfeldes. Eltern und Kinder in besonderen Lebenslagen benötigen besondere Unterstützung und besonderen Schutz. Dazu werden professionelle soziale Dienste ebenso gebraucht wie die Solidarität des sozialen Umfeldes.  
 
Die Caritas fordert: 

  • Für Familien in belasteten Lebenslagen müssen verlässliche, leicht zugängliche und qualifizierte Hilfen und soziale Netzwerke zur Verfügung stehen, an die sie sich wenden können. 
  • Die Finanzierung der psychosozialen Dienste muss erlauben, dass die gesamte Familie in die Beratung, Behandlung und Begleitung eines Familienmitglieds einbezogen werden kann. 

Viele Familien sehnen sich nach mehr Zeit füreinander. Zeit für die Kinder, Zeit um den Haushalt zu organisieren oder alt gewordene Familienmitglieder zu pflegen. Nach wie vor haben Frauen und Männer bei Care-Leistungen unterschiedliche Rollen. Sie entsprechen nicht immer ihren Wünschen. 
 
Familien müssen Erwerbsarbeit und Familienleben in Einklang bringen, ohne dabei unter permanentem Zeitdruck zu stehen. Dafür brauchen sie Unterstützung. In Phasen mit hohem Bedarf an Familienzeit müssen Eltern die Möglichkeit haben, Erwerbsarbeit zu reduzieren, beispielsweise wenn die Kinder klein sind oder Angehörige gepflegt werden müssen. Hierzu müssen Staat und Wirtschaft Modelle entwickeln und vermehrt anbieten. 
 
Die Caritas fordert: 

  • Die gesetzlichen Regelungen zur Familienpflegezeit müssen zu einem Rechtsanspruch werden. 
  • Gesetzliche und tarifliche Modelle zur Arbeitszeitflexibilität müssen ausgebaut werden, beispielsweise durch Zeitkontenregelungen. 
  • Familien brauchen qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsangebote mit flexiblen Öffnungszeiten, auch für Kinder unter drei Jahren.

Familien sind auf bezahlbare Wohnungen angewiesen. Doch das genügt nicht, wenn die nötige Infrastruktur fehlt. Deshalb müssen Kommunen für ein familienfreundliches Umfeld sorgen. Das kommt allen Bewohnern zugute und macht aus einem Problemviertel ein Modellstadtteil. 
 
Kommunen müssen für benachteiligte Stadt- und Ortsteile integrierte Entwicklungskonzepte sowie Maßnahmen der sozialen Stadtentwicklung durchführen und eine familienfreundliche und altersgerechte Infrastruktur bereitstellen. Dafür brauchen Kommunen eine starke staatliche Förderung. 
 
Für Familien mit niedrigem Einkommen müssen ausreichend große, bezahlbare und vom Standard angemessene Wohnungen am Markt verfügbar sein. Eine gezielte Wohnungsbaupolitik der öffentlichen und kirchlichen Wohnungsbaugesellschaften muss der zunehmenden Trennung zwischen der zugewanderten und einheimischen Bevölkerung entgegenwirken.  

Die Caritas fordert: 

  • Eine integrierte Stadtentwicklung, wie sie das Programm Soziale Stadt vorsieht, begegnet den städtebaulichen, wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Herausforderungen vor Ort mit integrierten, bereichsübergreifenden Handlungsstrategien. Dieses Programm muss verbreitert und zum Standard werden, insbesondere in belasteten Stadtteilen und Sozialräumen. 
  • Bei der öffentlichen Förderung müssen Wohnungen bevorzugt werden, die eine Nutzungsvielfalt des Wohnraums ermöglichen, damit sie für verschiedene Familienphasen geeignet sind und auch das Zusammenwohnen mehrere Generationen ermöglichen.