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Energieberatung | © Kathi

Energieberatung im Interview mit der SZ

Caritas-Zentrum Dachau, Dachau, 06.02.2024

München und Region

Freitag, 9. Februar 2024

Artikel 24/26

Lebenshaltungskosten

"Jeder kann in eine finanzielle Notsituation geraten"

Die Caritas im Landkreis Dachau bietet seit Herbst eine Energieschuldenberatung an. Zwei Mitarbeiterinnen erzählen, wie ihre Klienten in diese Notlagen kommen konnten und vor allem, wie sie ihnen wieder heraushelfen.

Interview von Lisa Nguyen

Menschen aus dem Landkreis, die ihre Strom- oder Gasrechnung nicht mehr zahlen können, wenden sich an die Energieschuldenberatung der Caritas.

Im Herbst hat Katharina Köstler die Energieschuldenberatung der Caritas Dachau übernommen. Dort geht es um Fragen wie: Was tun, wenn die Strom- oder Gasrechnungen einfach zu hoch sind? Oder sogar eine Stromsperre droht? Bei diesen Sorgen können sich Menschen aus dem Landkreis an Köstler wenden, die auch Soziale Arbeit studiert. Gemeinsam mit Isabel Saltzis, Fachdienstleiterin für Soziale Dienste, erklärt sie, wie man der Energieschuldenfalle entkommt.

Frau Köstler, Frau Saltzis, viele deutsche Haushalte hatten 2022 befürchtet, dass sie aufgrund des Ukrainekriegs und der damit verbundenen hohen Energiekosten gar nicht mehr heizen können. Was haben Sie in diesem Winter beobachtet?

Katharina Köstler: Mein Eindruck ist, dass die Menschen nicht mehr so große akute Angst vor dem Unbekannten haben, sondern sich grundsätzlich Sorgen machen, weil alles so teuer geworden ist. Das gilt sowohl für die Energie als auch für Lebensmittel.

Seit Herbst bieten Sie eine Energieschuldenberatung an. Wie groß ist der Andrang?

Köstler: Es kommen kontinuierlich Anfragen rein, aber es gibt noch Kapazitäten für neue Klienten. Wir bieten keine feste Anzahl an Terminen an und schauen, wie groß der Beratungsbedarf ist. Ich bin an drei Tagen in der Woche da, ein Nachmittag und zwei Vormittage. Die Anfragen laufen über unsere Verwaltung, die freie Termine vergibt. Im vierzehntägigen Rhythmus haben wir eine offene Sprechstunde, die Termine stehen auf unserer Internetseite, da können die Menschen einfach hineinschauen.

Wer kommt in Ihre Sprechstunde?

Isabel Saltzis: Das Angebot soll eine breite Zielgruppe ansprechen. Wir unterstützen Menschen, die eine hohe Abschlagszahlung zahlen müssen, Stromrückstände haben oder denen eine Stromsperre droht, aber auch Personen, die Nebenkostenrückstände haben. Die Klienten sind dabei so unterschiedlich wie das Angebot selbst - das gilt für die Haushaltsgrößen, Altersstruktur und Einkommensverhältnisse. Wir beraten sowohl Personen im Sozialleistungsbezug, als auch solche mit Erwerbseinkommen oder mit sonstigem Einkommen.

Isabel Saltzis leitet den Fachdienst Soziale Dienste bei der Caritas.

Beraten Sie auch Haushalte, die ein eigentlich gutes Einkommen haben?

Saltzis: Die Einkommensstruktur unserer Klienten ist sehr unterschiedlich. Jeder kann in eine finanzielle Notsituation geraten. Wir stellen schon fest: Wenn das Geld zum Monatsende knapp wird, dann denkt man nicht sofort an die Stromrechnung. Vielmehr gibt man das restliche Geld für Lebensmittel aus.

Wie läuft ein Gespräch bei Ihnen ab?

Köstler: Die Leute kommen erst mal rein, stellen sich vor und dann geht es gleich ums Anliegen: Wurde der Strom schon gesperrt? Oder können die Abschläge nicht bezahlt werden? Wir kontaktieren die Energieunternehmen und versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden, um die Sperre wieder aufzuheben oder Rückstände zu begleichen. Wenn ein Rückstand besteht, dann gehen wir in Ruhe vor und fragen die Klienten: Wie kam es dazu? Wie kann man die Rückstände ausgleichen und verhindern, dass neue entstehen?

Saltzis: Wir schauen dabei vor allem auf die Einkommensverhältnisse und den Haushaltsplan. Vielleicht gibt es Ausgaben, die verringert werden können. Oder die Möglichkeit, Leistungen aufzustocken.

Wie kommt die Beratung bei den Ratsuchenden an?

Saltzis: Die Energieschuldenberatung gibt es erst seit September als gesondertes Projekt und läuft bis Ende des Jahres. Vorher haben wir sie bereits im Rahmen der allgemeinen sozialen Beratung angeboten. Da hat unsere Erfahrung gezeigt, dass es aussichtsreich ist, mit den Energieunternehmen oder dem Vermieter in Kontakt zu treten und die Rückstände zu begleichen. Wenn schon eine Stromsperre gilt, ist das natürlich schwieriger - aber auch da finden wir in der Regel eine Lösung.

Wie offen zeigen sich Energieanbieter, wenn bereits eine Stromsperre vorliegt?

Köstler: Das kann man pauschal nicht sagen. Es kommt darauf an, welche Vorgeschichte man hat und um welchen Energieanbieter es sich handelt. Wenn jemand das erste Mal in Schieflage geraten ist, ist das Verhandeln einfacher, als bei jemandem, dem schon zum wiederholten Mal eine Stromsperre droht.

Saltzis: Wir wollen den Klienten auch dazu befähigen, selbst zurechtzukommen. Hilfe zur Selbsthilfe und Wissensvermittlung ist uns da besonders wichtig. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass sie ihren Stromstand zum Jahresanfang melden müssen und der Stromverbrauch vom Anbieter geschätzt wird. So können Forderungen entstehen.

Beobachten Sie häufig, dass dieses Wissen fehlt?

Köstler: Das ist vom Einzelfall abhängig. Manche haben gar kein Gefühl dafür und denken, dass Strom einfach aus der Steckdose herauskommt und man dafür nichts zahlen muss. Andere haben zwar ein gutes Verständnis dafür, haben aber aufgrund ihrer finanziellen Lage Schwierigkeiten, ihren Strom zu bezahlen.

Saltzis: Viele wissen auch nicht, dass man bei einem Umzug automatisch in die Grundversorgung kommt, aber einen anderen Tarif abschließen könnte, der gegebenenfalls günstiger ist.

Was würden Sie Menschen raten, die ihre Stromrechnungen nicht begleichen können?

Köstler: Sie können erst einmal in unsere Beratung kommen. Wir schauen die Abrechnung und den Verbrauch an. Wenn es um die Nachzahlung der Jahresabrechnung geht, kann man mit den meisten Energieanbietern eine Ratenzahlung vereinbaren.

Saltzis: Wir beraten Personen aus dem Landkreis Dachau. Aus Erfahrung können wir sagen, dass die Erfolgschancen höher sind, je eher eine Beratung in Anspruch genommen wird. Aber auch bei Haushalten, die keine Beratung möchten, ist es wichtig, dass sie frühzeitig Kontakt mit dem Energieanbieter oder Vermieter aufnehmen, um die Situation zu klären.

von Caritas-Zentrum Dachau

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